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Gemeinschaft vs Ellenbogengesellschaft
Was ist die perfekte Gesellschaftsform?

Gemeinschaftssinn

In unserer modernen, hektischen Welt, in der Individualismus und Wettbewerb oft im Vordergrund stehen, lohnt es sich, einen Blick auf den Gemeinschaftssinn zu werfen.
Aber was ist der Gemeinschaftssinn eigentlich? Der Begriff Gemeinschaftssinn beschreibt die Neigung, die Verbundenheit mit anderen zu schätzen und zu fördern. Gemeinschaftssinn ist das Gefühl, Teil einer Gruppe zu sein, die durch ein starkes „Wir-Gefühl“ eng miteinander verbunden ist.

Dorfgemeinschaften


Eine besondere Form des Gemeinschaftssinns findet sich in Dorfgemeinschaften. Beispielsweise Dorfgemeinschaften in Afrika. Diese sozialen Gruppen bestehen aus traditionellen Bodenbauern, die über viele Jahre sesshaft an einem bestimmten Ort leben und oftmals ihr ganzes Leben dort verbringen. Im Gegensatz zu Wanderfelderbauern, die viel Wert darauflegen, dass der Stammbaum innerhalb des Dorfes bleibt, spielt hier das Verwandtschaftsverhältnis der Menschen untereinander keine Rolle mehr. Stattdessen sind die sozialen Beziehungen nachbarschaftlicher Natur und werden durch Normen, Sitten, Bräuche und Feste gefestigt.

In dem Beispiel kann zwischen zwei verschiedenen Dorfgemeinschaften unterschieden werden:

 

1.     Autonome Dorfgemeinschaften: Diese Gemeinschaften sind wirtschaftlich unabhängig vom Rest der Welt. Sie versorgen sich selbst durch ihre eigene Vieh- und Pflanzenzucht und sind weniger stark in regionale Märkte eingebunden. Obwohl sie eine solide Existenzgrundlage haben, werden sie oft aus eurozentrischer Sicht mit Armut und Unterentwicklung gleichgesetzt, da sie kaum bis gar keine materiellen Dinge besitzen. 

 

2.     Abhängige Dorfgemeinschaften in Bauernkulturen: Diese Gemeinschaften sind wirtschaftlich vom Marktgeschehen abhängig. Sie erwirtschaften Überschüsse durch intensiven, traditionellen Ackerbau und versorgen damit Bevölkerungsteile außerhalb ihres Dorfes. Die Abhängigkeit ist häufig von Unterdrückung und Ausbeutung der Industrieländer geprägt. Diese Dorfgemeinschaft muss zusammenarbeiten, um ihre Existenz zu sichern, sind aber auch stark abhängig, dass sie ihr Getreide verkaufen können.


Ellenbogengesellschaft


Nun zum Gegensatz: Die Ellenbogengesellschaft. Dieser Begriff beschreibt eine Gesellschaft, in der Konkurrenz, Egoismus und Selbstinteresse dominieren. In einer solchen Gesellschaft sind Menschen oft bereit, über die Bedürfnisse anderer hinwegzugehen, um ihre eigenen Ziele zu erreichen. Dies führt zu einem starken Fokus auf individuellen Erfolg und persönliches Wachstum, während kooperative Werte in den Hintergrund treten.

 

Einer der auffälligsten Eigenschaften einer Ellenbogengesellschaft ist der intensive Wettbewerb auf allen Ebenen der sozialen Interaktion. Menschen in einer Ellenbogengesellschaft sind häufig bereit, ihre Mitmenschen zu überholen, sie auszunutzen oder sich Vorteile auf Kosten anderer zu verschaffen. Das Prinzip „Jeder für sich selbst“ steht im Vordergrund, was zu einem Gefühl der Unzufriedenheit führt.

 

Vorteile einer Ellenbogengesellschaft ist zum einen die wirtschaftliche Effizienz. In einer Ellenbogengesellschaft werden Menschen dazu motiviert, ihr Bestes zu geben und hart für ihren Erfolg zu arbeiten. Dieser Wettbewerb kann zu einer erhöhten wirtschaftlichen Effizienz führen, da Unternehmen und Einzelpersonen bestrebt sind, innovative Lösungen zu finden und effektivere Produkte oder Dienstleistungen anzubieten, um sich von der Konkurrenz abzusetzen.

Ein weiterer Vorteil ist die Innovationskraft. Durch den ständigen Konkurrenzkampf in einer Ellenbogengesellschaft entsteht ein Druck, sich kontinuierlich weiterzuentwickeln und neue Ideen zu generieren. Dies kann zu einer erhöhten Innovationskraft führen, da Menschen dazu angeregt werden, Nachahmer zu übertreffen und neue Wege zu gehen.

Hinzu kommt die individuelle Freiheit in einer Ellenbogengesellschaft. In dieser Gesellschaft haben Individuen die Freiheit, ihre eigenen Ziele zu verfolgen und ihre eigene Karriere aufzubauen. Dies ermöglicht es Menschen, nach ihren eigenen Leidenschaften und Interessen zu handeln und ihre eigene Lebensweise zu wählen.

 

Allerdings gibt es auch gravierende Nachteile einer Ellenbogengesellschaft. Zum einen wäre da die soziale Ungleichheit. Sie kann zu einer immer größer werdenden Kluft zwischen den Erfolgreichen und den weniger Erfolgreichen führen. Menschen, die nicht in der Lage sind, sich gegen die harte Konkurrenz durchzusetzen, können sozial und wirtschaftlich benachteiligt werden. Dies verschärft soziale Ungleichheiten und kann zu Spannungen und Unzufriedenheiten innerhalb der Gesellschaft führen.

Ein weiterer Punkt ist die mangelnde Solidarität. Der Fokus auf individuellen Erfolg kann dazu führen, dass Solidarität und Zusammenarbeit auf der Strecke bleiben. Der Wettbewerb kann dazu führen, dass Menschen ihre Mitmenschen als Konkurrenten betrachten und weniger bereit sind, Hilfe anzubieten oder sich für das Gemeindewohl einzusetzen.

Auch besteht eine Gefahr, dass moralische und ethische Werte zu Gunsten des Erfolgs und des persönlichen Vorteils vernachlässigt werden. Der Drang, sich durchzusetzen und erfolgreich zu sein, kann dazu führen, dass Menschen ihre moralischen Prinzipien opfern und zum Beispiel unfaire Taktiken anwenden.

In der Betrachtung von Gemeinschaftssinn, Dorfgemeinschaften und Ellenbogengesellschaften können wir wichtige Fragen stellen: Welche Werte sind uns wichtig? Wie möchten wir zusammenleben? Und wie können wir das Miteinander stärken? Die Ellenbogengesellschaft ist zweifellos eine strukturierte Gesellschaftsform mit Vor- und Nachteilen. Während sie zu wirtschaftlicher Effizienz und Innovationskraft führen kann, birgt sie auch das Risiko sozialer Ungleichheit, mangelnder Solidarität und ethischer Kompromisse. Es ist wichtig, diese Vor- und Nachteile zu reflektieren und darüber nachzudenken, wie eine Gesellschaftsstruktur aussehen kann, die sowohl individuelle Freiheit als auch soziale Gerechtigkeit und Zusammenarbeit fördert. Vielleicht liegt die Antwort irgendwo zwischen den Bananenstauden und den Wolkenkratzern – in der Balance zwischen individuellem Streben und gemeinschaftlichem Zusammenhalt.

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